Was ist so speziell an Campo Maior im Gegensatz zu anderen Kleinstädten in Portugal? Warum empfehle ich Dir, dem Städtchen, ganz im Osten von Portugals Alentejo, mal einen Besuch abzustatten, durch die Gassen zu schlendern und seine besondere Athmosphäre aufzusaugen?
Neben dem typisch morbiden Charme, der in vielen Orten Portugals zu finden ist, hat Campo Maior doch einige Merkmale, die mir erwähnenswert scheinen.
Nach Campo Maior verirrt sich wohl kaum ein Tourist. Oder Wohnmobilist. Denn die meisten reisen über den Norden (Braganca bzw. Viana do Castelo an der Atlantikküste) oder den Südosten über Castro Marim ein. Natürlich überfährt auch ein großer Teil vom spanischen Badajoz aus die Grenze, bleibt aber dann auf der Hauptroute Elvas – Estremoz – Evora.
Verständlich, denn dort gibt es so viel zu sehen. Campo Maior spielt hier einfach keine Rolle. Da wir über die Jahre die großen Highlights des wundervollen Landes bereits kennengelernt haben, freuen wir uns jetzt über die kleinen, vergessenen Schmuckstücke. Angeregt zu einem Besuch wurde wir durch Tanjaˋs schönen Reiseführer ˋRoadtrip Portugalˋ *. So hat die Stadt einen „Offen-Marker“ bekommen auf unserer Portugal – Karte ;).
Nach dem Besuch, war uns klar, dass Campo Maior einen Bericht auf unserem Blog wert ist und so kommst Du nun in diesen Genuss.
Wo parken mit dem Wohnmobil in Campo Maior?
Auf der Ostseite der Altstadt gibt es einen großen Parkplatz. Ein Teil hat Schattendächer für PKW aber daneben befindet sich eine große, befestigte Fläche, wo auch Wohnmobile parken können. GPS: 39.01188° N, 7.06661° W; Kartenlink.
Mit Blick auf die Stadtmauer findest Du linker Hand eine breite Öffnung am modernen „Casa Mortuaria“, durch die Du in die Altstadt gelangst.
Ein Plausch in der Toruisteninformation…
Wenn Du nun diese Straße immer geradeaus gehst, kommst Du fast am Ende zum Museu Aberto, neben dessen Eingang die Touristeninformation sitzt. GPS: 39.01275° N, 7.07283° W; Kartenlink
Der Herr dort ist sehr auskunftsfreudig und spricht englisch. Mit ihm haben wir uns ein paar Minuten unterhalten. Wir lernten, dass die Einwohner hier lieber im spanischen Badajoz einkaufen fahren als im portugiesischen Elvas.
Die beiden Länder sind in der Grenzregion stark verbunden und hier gibt diese bekannte Abneigung gegenüber dem Nachbarn einfach nicht. Im Rest des Landes ist diese doch manchmal spürbar.
Der nette Herr in der Touristeninformation selbst fährt täglich nach Spanien, es sind ja nur 15 km. Die Preise für Diesel und Lebensmittel sind günstiger und Badajoz böte einfach mehr als Elvas. Außerdem seien eh viele Menschen über die Grenze hinweg miteinandern verwandt. Vielleicht hat auch er eine gebürtige Spanierin zur Ehefrau? Haben wir aber nicht gefragt ;).
Mir ist aufgefallen, dass seine Digitaluhr eine Stunde vor geht, er also in spanischer Zeit lebt, nicht in der portugieischen…
Es sind genau die spanischen Einflüsse, die Campo Maior so besonders machen. Die Häuser haben spanische Balkons. Wir sehen auf einmal offene Haustüren, die Einsicht ist nur durch einem Vorhang versperrt. Oder wir blicken in einen begrünten Innenhof. Aus den offenen Türen hören wir die Menschen laut miteinander sprechen, in beiden Sprachen. Diese Offenheit und Lautstärke sind wir von den zurückhaltenden Portugiesen so gar nicht gewohnt. Die Menschen auf der Straße begrüßen sich mit einem „Que pasa“ und sind zum Teil auch anders gekleidet.
Das Beste überhaupt: es gibt am Sonntag Morgen geöffnete Churrerias, an denen eine lange Schlange von Männern steht, die das Frühstück besorgen. Okay, in Portugal gibt es natürlich auch Churros (oder Faturas), aber meist auf Volksfesten. In Spanien gibt es jeden Sonntag frische Churros zum Frühstück, getunkt in dickflüssiger Schokolade. In Campo Maior frönen wohl einige dieser köstlichen Tradition. Churros lieben wir auch und machen sie gerne selber im blauen Kasten. Das Rezept findet ihr gleich hier!
Die Sehenswürdigkeiten von Campo Maior
Natürlich hat Campo Maior selbst Sehenwertes. Das Castelo wird derzeit restauriert, wohl noch bis 2020. Aber ein Spaziergang um das Kastell lohnt sich, auch weil Du dabei durch einen schön-verkramten Vorgarten mit vielen Katzen wandelst. Diese klitzekleinen Wohnungen in den Befestigungsmauern des Kastells haben im Sommer sicher ein sehr angenehmes Klima. GPS: 39.01108° N, 7.07179° W ; Kartenlink
Die Knochenkapelle von Campo Maior
Direkt neben der Hauptkirche, der Igreja Matriz, befindet sich die Knochenkapelle = Capela dos Ossos. Achte darauf, dass die Menschen, die sich in der Nähe befinden auf Dich aufmerksam werden. Denn sie sagen dem Geistlichen Bescheid, der dann kommt um die Kapelle aufzuschließen. Nun hast Du Zeit Dich in dem, komplett mit Knochen, Skeletten und Totenschädeln ausgekleideten Zimmer, umzusehen. Die Knochen stammen übrigens von den Menschen, die der Explosion von dem Munitionsturms des Kastells 1733 zum Opfer gefallen sind. Es wird ein Spende von 0,50 € pro Person erwartet. GPS: 39.01260° N, 7.06979° W ; Kartenlink
Durch diese Explosion 1733 sind in Campo Maior übrigens keine Häuser vor dieser Zeit mehr zu finden, da alles neu aufgebaut werden musste.
Wie in jeder Stadt in Portugal findest Du in Campo Maior den obligatorischen Pelourinho (Schandpfahl). Hier auf der Placa da Republica beim Rathaus. Das Besondere: die Figur der Justicia, die den Pfahl krönt, hat geöffnete Augen. Normalerweise urteilt Justicia mit geschlossenen Lidern. Auch darauf hat uns der nette Mann der Touristeninformation aufmerksam gemacht. GPS: 39.01250° N, 7.06872° W.
Nach dem Besuch kannst du im Stadtpark die Einwohner beobachten wie sie sich zum Plausch am Vormittag treffen. GPS: 39.01462° N, 7.06865° W ; Kartenlink
Das Kaffeemuseum
An der Straße nach Portalegre findest Du eine weitere Einzigartigkeit Portugals, nein sogar der Iberischen Halbinsel! Auf dem Fabrikgelände von Delta Kaffee*, dem größten Kaffeehersteller in Portugal, wurde ein modernes Kaffeemuseum eingerichtet: „Centro de Ciencia do Cafè“ Link zur Homepage. GPS: 39.04273° N, 7.09578° W; Kartenlink.
Für alle Kaffeeliebhaber natürlich ein Muss! Schon auf dem Parkplatz riecht es lecker nach geröstetem Kaffee. Nebenan gibt es einen schönen Picknickplatz unter Olivenbäumen mit Blick auf Weinreben. Drinnen kannst Du einen leckeren Kaffee trinken und natürlich frisch geröstete Bohnen erwerben.
Tatsächlich ist unser Lieblingskaffee von Delta. Die Sorte Cuba geht im blauen Kasten nie aus!
Liebe Doreen,
danke für Deinen schönen Bericht. Da freue ich mich schon wieder auf Portugal. Wir leben nun in Mexico und vieles liegt hier im Argen. Mir wurde ganz deutlich bewusst, wie schön und vielfältig Europa doch ist. Die grossartige Natur hat uns in Portugal auch fasziniert und die kleinen süssen Dörfer. Habt eine schöne Zeit dort.
Liebe Grüße
Ingrid
Liebe Ingrid,
Ihr kommt aber auch gut rum! Das glaube ich gerne, das das Leben in Mexico nicht einfach ist. Für uns Europäer. Und Ihr kennt ja schon einiges. Aber das Wetter ist dort vielleicht wärmer?! Ich drücke fest die Daumen, dass Ihr Euch gut einlebt!
Alles Liebe, Doreen
Wieder ein sehr gelungener und aussagekräftiger Bericht.
LG Konrad
Ich danke Dir von Herzen!